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Retrospektiven in der Praxis (Retros)

Im Eifer des Alltagsgeschäfts bleibt im stetigen Abarbeiten der Aufgaben oft keine Zeit, einmal zu beobachten, wie effektiv oder auch effizient man im Team unterwegs ist oder wie die Teamkultur empfunden wird. Vor lauter „WAS ist zu tun“ bleibt keine Zeit für die Qualität des „WIE tun wir das“. Retrospektiven sind hierfür ein nützliches Werkzeug. Im Folgenden Artikel erfahren Sie: 

  • was Retrospektiven sind
  • wozu sie für Teams hilfreich sind
  • wie sie durchgeführt werden können

Was sind Retrospektiven

Retrospektiv bedeutet rückblickend (lat. retrospectare „zurückblicken“). In einer Retrospektive (kurz Retro) geht es darum, im Team auf einen zurückliegenden Zeitraum zu schauen und gemeinsam die Zusammenarbeit zu reflektieren. Im Unterschied zu einem Review geht es in der Retrospektive um Themen der Zusammenarbeit: Prozesse, Werkzeuge, Beziehungen, Herausforderungen, Erfahrungen und nicht um fachliche Ergebnisse.  Aus den gewonnenen Erkenntnissen und Einsichten werden dann Verbesserungen abgeleitet und konkrete Maßnahmen für die weitere Zusammenarbeit definiert. Das Ziel einer Retro ist es, Themen zu identifizieren, in denen das Team Potenzial zur Verbesserung sieht, z.B. indem Störfaktoren beseitigt werden oder ein gemeinsamer Fokus gesetzt bzw. neu justiert wird.

Nutzen von Retrospektiven für Teams

Einfach gesagt: nach einer Retro läuft eine Zusammenarbeit im Team besser als vor der Retro. Wird eine Retro regelmäßig durchgeführt, durchläuft ein Team kontinuierlich einen Verbesserungsprozess und entwickelt sich stetig weiter. Dadurch, dass es einen fest definierten Raum gibt, Feedback zu geben, bildet sich im Team eine gute Basis für eine immer besser werdende Zusammenarbeit.

 

In agilen Teams finden Retros nach jedem Sprint, also alle 2-4 Wochen statt. Auch in klassischen Linienorganisationen sind Retros etablierte Formate.  Wir integrieren Retrospektiven z.B. in Teamentwicklungen, in Changeprozessen, in Beratungsprojekten und erleben immer wieder, wie es im Team erhellende Momente gibt.

Durchführung von Retrospektiven

Wir empfehlen, gerade zu Beginn, eine Moderation, die nicht in den Teamprozess "involviert" ist. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass sich alle Teilnehmenden auf die Prozessebene des Miteinanders fokussieren können. Durch gemeinsam vereinbarte Regeln wie z.B. die „goldene Regel“ zu Beginn der Retro wird ein geschützter Rahmen etabliert und Grundlegendes zum Thema Wertschätzung und Vertraulichkeit besprochen.

 

Im Ablauf haben sich diese 5 aufeinanderfolgenden Grundschritte bewährt:  

  1. Intro (Set the stage):
  2. Daten sammeln (Gather data):
  3. Einsichten gewinnen (Generate Insights):
  4. Maßnahmen beschließen (Decide what to do)
  5. Abschluss (Closing):…

Die vereinbarten Maßnahmen werden in der nächsten Retrospektive wieder angeschaut und deren Umsetzung gemeinsam reflektiert. 

Eine regelmäßige Retrospektive dauert in Teams oft ca. 90 Minuten. In Teamentwicklungen können auch Halbtagesworkshops mit den Methoden einer Retro gestaltet werden.

Um die Qualität und Spannungskurve in Retros aufrecht zu halten, bieten sich diverse interaktive Methoden (z.B. lebendige Einstiegsszenarien, Datensammlung mit Improtools...) an. Bereits in der Konzeption werden die Weichen für den hilfreichen und abwechslungsreichen Rahmen gesetzt. Im Netz finden sich tolle Quellen für (neue) Methoden, z.B. www.retromat.org. So sorgen die Konzeption und Moderation für Abwechslung und bietet einen guten Rahmen für Dialoge.

Segelboot für Retrospektive

Und so könnte der Teil einer Retro aussehen, in deren Phase 2 wesentliche Erkenntnisse gesammelt werden – mit der Segelbootmetapher:

 

  • Rückenwind: Was in unserer bisherigen Zusammenarbeit bringt uns nach vorn?
  • Anker: Was hält uns zurück?
  • Sonne: Was tut uns gut?
  • Eisberg: Welche Hindernisse sehen wir auf uns zukommen?

 

Viel Spaß beim Ausprobieren!