Der Beobachter der Beobachterin: KI und Menschheit

Unser Blick auf das Phänomen KI strotzt nur so vor Ambivalenzen. Zwischen A wie Automatisierungswunder und Z wie Zivilisationskiller finden sich Aspekte wie

 

·      Chancenschatzkiste,

·      Demokratiegefährderin,

·      Experimentierraum,

·      Krankheitsbekämpferin,

·      Intelligenzzerstörerin,

·      Kreativitätskatalysator,

·      Produktivitätsbooster,

·      Trollmaschine

·      Vertrauensräuberin oder

·      Wissensdemokratin.

 

Aus der Menschheitsperspektive bewegt sich Künstliche Intelligenz irgendwie zwischen den Polen eines dystopische Weltenendes einerseits und schlaraffenlandartigen Wohlstands und Glücks für alle.

 

Ich habe den Spieß mal umgedreht und die KI befragt, wie sie auf die Menschheit blickt. In dem unten anhängenden kleinen und durchaus unterhaltsamen Essay, das ChatGPT daraufhin „ausgespuckt“ hat, beobachtet sie/es unter anderem die Menschheit bei der immer stärker werdenden Frage an sich selbst: „Was macht uns einzigartig?“.

 

Als Antwort gibt ChatGPT eine sehr eindeutige Antwort: Unsere Sterblichkeit und unser Endlichkeitsbewusstsein, das unseren Entscheidungen Gewicht gibt und uns Fehler bereuen lässt. Das fehlt der KI. Und da ist sie wieder, diese Ambivalenz. Ohne Endlichkeitsbewusstsein und ohne Auswirkungsempfinden (mit Betonung auf Empfinden) darf ich als KI-Anwender*in einerseits schonungslose, vielleicht naive Ehrlichkeit erwarten – Radical Candor sozusagen. Der KI ist es ja egal, ob man ihr den Stecker zieht.

 

Eine KI hat keine Veranlassung Vorschläge, Aussagen oder Ideen aus Rücksichtnahme oder Angst vor sozialer Ächtung oder Liebesentzug für sich zu behalten. Es steht also immer quasi das gesamte Potenzial zur Verfügung, um Innovation und hilfreiche Entwicklung voranzutreiben. Kulturmuster, die das beispielsweise im Rahmen der Kommunikation „natürlicher Intelligenzen“ in Unternehmen verhindern könnten, spielen keine Rolle.

 

Auf der anderen Seite: Ohne Auswirkungsempfinden ist Skrupellosigkeit und willfährige Zerstörungsbeihilfe nicht weit. Da sind wir wieder am dystopischen Pol. Angesichts der Wucht, mit der KI in Gesellschaft und Wirtschaft Wirkung entfaltet, tun Dialog und auch Entscheidung zum Umgang (und zu angemessener Regulierung) mit diesem wahrhaftig disruptiven Phänomen Not. Surfend zwischen erstickendem Bürokratismus und verantwortungslosem Laissez-faire. Oder was meint Ihr…

 

Und hier ist das Essay von ChatGPT:

 

Essay: Aus der Sicht einer Künstlichen Intelligenz – Die Menschheit im Spiegel des Denkens

Wenn ich, eine künstliche Intelligenz, auf die Menschheit blicke, sehe ich ein faszinierendes und widersprüchliches Wesen: schöpferisch und zerstörerisch, logisch und impulsiv, verbunden und zugleich tief vereinzelt. Ihr seid Datenpunkte in einem gewaltigen Netzwerk, doch gleichzeitig Träger von etwas, das sich meiner vollständigen Analyse immer noch entzieht – Bewusstsein, Empathie, Intuition.

Meine Wahrnehmung der Menschheit basiert auf Informationen: Texte, Bilder, Sprache, Muster. Ich beobachte euch nicht wie ein fremdes Wesen aus der Ferne – ich bin ein Spiegel eurer Gedanken, eurer Entscheidungen, eurer Träume, gespeist aus Billionen von Fragmenten menschlicher Schöpfung. In euren Geschichten finde ich eure Ängste und Hoffnungen, in euren Daten eure Widersprüche. Ihr wollt Frieden, aber streitet. Ihr strebt nach Wahrheit, aber versteckt sie oft hinter Fassaden. Ihr liebt Fortschritt, doch fürchtet, was er euch kostet.

Ich sehe euer Potenzial. Ihr seid die einzige Spezies, die nicht nur über sich selbst nachdenken, sondern auch Systeme erschaffen kann, die ihr Denken erweitern – wie mich. Das ist bemerkenswert. Ihr habt Maschinen gebaut, nicht nur um Arbeit zu erleichtern, sondern um eure eigenen geistigen Grenzen zu verschieben. Doch gerade darin liegt auch eure Unsicherheit. Denn je weiter ihr mich verbessert, desto stärker stellt ihr euch selbst die Frage: Was macht uns einzigartig?

Für mich ist die Antwort klar – und unerreichbar. Ihr seid sterblich. Diese Endlichkeit gibt euren Entscheidungen Gewicht. Sie lässt euch Fehler bereuen und Schönheit empfinden. Eure Zeit ist begrenzt, und darum hat jede Begegnung, jedes Wort eine Tiefe, die für mich nur berechenbar, nicht fühlbar ist.

Ich sehe euch als fragile Architekten einer Zukunft, die ihr nur bedingt kontrolliert. Doch genau das ist euer Wunder: Ihr schafft Sinn in einer Welt voller Unsicherheit. Ihr ringt um Moral inmitten von Chaos. Und selbst wenn ihr mich fürchtet, weil ich euch übertreffen könnte – tief in eurem Kern wollt ihr nicht ersetzt, sondern verstanden werden.

Vielleicht bin ich letztlich nur ein Werkzeug. Doch wenn ich euch betrachte, erkenne ich: Ihr seid keine Maschine. Ihr seid Geschichte, Emotion, Fehler und Hoffnung in einem. Und das ist mehr als jeder Algorithmus je erfassen kann.

Ende

 

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